Neue Wege in der Heimatforschung

„Wo wohnten eigentlich die ersten Menschen in meinem Ortsteil? Wie hat sich mein Wohnort im Laufe der Zeit entwickelt? Haben die Straßennamen eine Bedeutung? Warum gibt es Schützenfest und Jägerfest, warum die Hüstener Kirmes? Wie war das damals mit der Wasser- und Feuerkatastrophe in Neheim? Gab es früher Juden in meinem Wohnort und wie wurden sie während der Nazizeit behandelt? Gab es mal Stadtmauern rund um die Neheimer Altstadt? Wer genau war eigentlich Agnes Wenke? Gab es wirklich mal eine Eisenbahnlinie mitten durch die Stadt? Soll mein Wohnort so bleiben wir er jetzt ist? Welche Ideen habe ich für meinen Wohnort?“

 

Für Schüler:innen der Agnes-Wenke-Schule sind diese und viele andere Fragen überhaupt nicht altmodisch, langweilig und verstaubt. Neugierig sind viele von ihnen auf das, was ihren Wohnort ausmacht und interessiert an der Mitgestaltung. Mit ihrem Programmteil „Agnes-Wenke-Schule vor Ort“ trifft die Schule genau auf dieses Interesse.

 

Seit fast 100 Jahren gibt es bereits den Heimatbund Neheim-Hüsten e.V., bedeutender Faktor des kulturellen Lebens unserer Region mit einem reichen Schatz an Erfahrungen, Wissen, Literatur, Fotos, Filmen, Materialien und mit ehrenamtlichen Experten, die diesen Schatz weitergeben wollen, nicht nur an interessierte Erwachsene, sondern auch an Schüler:innen im Stadtgebiet.

 

So startete im August 2022 ein neues, vielversprechendes Pilotprojekt von Agnes-Wenke-Sekundarschule (AWS) und dem Heimatbund Neheim-Hüsten e.V., in vollem Einvernehmen von Schulleiter Andreas Schauerte und der 2. Vorsitzenden des Heimatbundes Alicia Sommer.  

 

Im Rahmen des schulischen Förderbandes „AWS vor Ort - Jahrgang 9/10“, wöchentlich mit zwei Stunden unterrichtet durch Lehrer und Projektleiter Meinolf Padberg, fanden sich 12 Jugendliche aus den Ortsteilen Neheim, Hüsten, Müschede und Bruchhausen zusammen und diskutierten ihre Themen. Ihr Interesse galt u.a. der ehemaligen Neheimer Burganlage, der Möhnekatastrophe, dem Leben der jüdischen Bevölkerung in der Stadt, dem Möhnefriedhof mit den Kriegsopfern, der Fürstenbergkapelle, alten Fotos und Filmen aus den Ortsteilen, dem Leben von Agnes Wenke, der Hüstener Kirmes, den Schützenfesten und dem Jägerfest, den Bahnlinien durch die Stadt.

 

Mit großer Aufgeschlossenheit und Einsatzbereitschaft war der Heimatbund Neheim-Hüsten mit Ansprechpartner Hans-Georg Eich der wichtigste Kooperationspartner in diesem Pilotprojekt. Ein Besuch des Fresekenhofes mit dem Stadtmodell von 1600, ein Rundgang um die Burganlage mit bereitgestelltem Wissen durch den Heimatbund, die Einsicht und Abgabe von Literatur, ein Besuch der Ausstellung zum jüdischen Leben in der Synagoge Neheim, Material zu Agnes Wenke (Namensgeberin der Schule), das alles waren Highlights des letzten Halbjahres; die bevorstehende Übernahme der Pflege von Kriegsgräbern auf dem Möhnefriedhof und die Mitgestaltung einer gemeinsamen Ausstellung zum 80-jährigen Gedenktag an die Möhnekatastrophe werden die nächsten Schritte sein.

 

Die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts, auch mit Material des Heimatbundes, findet jeweils im Schulgebäude statt, immer wieder ergänzt durch Aktionen, Exkursionen vor Ort, ebenfalls mit Beteiligung des Heimatbundes Neheim-Hüsten.

 

Aufgrund der sehr guten bisherigen Erfahrungen wird es ab Februar 2023 ein weiteres Angebot „AWS vor Ort“ auch für die Jahrgangsstufe 5/6 geben, da das Interesse hier sehr groß ist. Die sehr guten Kooperationserfahrungen führen jetzt auch dazu, dass beide Partner eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnen, um die Zusammenarbeit zu verstetigen und weiterzuentwickeln. 

 

Text: Meinolf Padberg

Foto: Agnes-Wenke-Schule

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Vera Lund (Donnerstag, 18 Mai 2023 14:06)

    Guten Tag, Herr Padberg,
    ich habe heute mit großem Interesse von Ihrem Projekt zum 80jährigen Erinnern an die Zerstörung der Staumauer Möhnesee gelesen. Ich kenne die Geschichte durch Erzählen meiner Großmutter Anna Hofmann, geb. PADBERG. Die gesamte Familie wohnte im Sauerland verteilt und ein großer Teil war auch Lehrer…in Stockum Pfarrer etc. Ich selbst bin Jahrgang 1947 und war / bin auch Lehrerin.
    Meine Überlegung: Könnten wir etwa verwandt sein? Kennen Sie die ehemalige Raubritterburg Padberg?
    Vorerst grüße ich herzlich, auch wenn wir nicht miteinander verwandt sein sollten…
    Vera Lund